Max Weber Institut Erfurt
Wettbewerb Forschungsneubau „ Weltbeziehungen“
Leitidee:
Der Neubau erzeugt ein adäquates Raumgefühl, in der die individuelle Prägung durch subjektive, sinnliche Wahrnehmung des atmosphärischen Raumes und zugleich die Einbettung in eine gemeinsam gesteckte Hülle, in der die Identität im Geiste des kulturellen Forschungsdrangs, als wesentlicher Sinneszug menschlichen Seins verstanden werden kann.
Architektur kann als gebaute Weltbeziehung verstanden werden. Vor allem rückt in Bezug auf diese Sichtweise, das Fügen in der Architektur in den Fördergrund. Dabei ist nicht nur der qualitative Umgang mit den Materialien und deren Zusammenspiel, mehr noch ihre Beziehung zueinander gemeint. Sondern weiter auch das Verzahnen räumlicher Funktionen und der daraus resultierenden architektonischen Qualität. Der Bau hat dem Nutzer nicht nur im hohen Maß dienlich zu sein, eben durch angemessene und hochqualitative Funktionsabläufe, es muss sich mehr noch eine Atmosphäre des Studierens, also des Wollens in seiner Strahlkraft etablieren. Um dies zu erreichen benötigt es eines Baustoffs der zur solch Atmosphäre führen kann, nämlich dem des Zusammenspiels von Licht und Schatten. Eben dieses Spiel, der Wechsel von hell zu Dunkel bringt in Verbindung mit archaisch anmutenden Räumen, hier insbesondere gemeint die Wandelhalle, ein adäquates Raumgefühl, in der die individuelle Prägung durch subjektive, sinnliche Wahrnehmung des atmosphärischen Raumes und zugleich die Einbettung in eine gemeinsam gesteckte Identität im Geiste des kulturellen Forschungsdrangs, des Schaffens, insbesondere des geistigen als wesentlicher Sinneszug menschlichen Seins verstanden werden kann und das Forschen über die Weltbeziehungen im räumlich und geistigem Sinne beflügelnd wirkt.
Städtebau:
Der Neubau des Forschungsinstituts betont als Zeilenbau mit seinem längs gerichteten Körper die Richtung der Max-Weber- Allee und verdeutlicht die starke Achse eben dieser Allee zum zentralen Platz des Campus und der Bibliothek, der Trägerin des Wissens. Dabei stellt der Annexbau mit den darin befindlichen Seminarräumen das Gelenk zwischen der Max- Weber- Allee und dem neuen Forschungsbau dar und fungiert somit als räumlicher Vermittler. Optisch wird durch den Baukörper der Eingang räumlich verdichtet und eine starke Adresse formuliert. Das weit ausladende Dach, dass die Seminarräume trägt, im weiteren Sinnen als Träger des Wissen zu verstehen ist, fungiert somit als große einladende Geste, die dem Besucher Gastfreundlichkeit suggeriert und sogleich als Schutz, im ersten Sinne physiognomisch (Wetterschutz) im weiteren aber auch als eine Metapher der Umarmung, als eine Geste der Beziehung aufgefasst werden kann. Die Gärten auf der südlichen Seite weisen zwei unterschiedliche Charakteristika auf. Der introvertierte und von einer Mauer umschlossene Garten,als Verlängerung des Enfiladen-Ganges und der Kräutergarten, als offener Bereich formuliert.
Forschungsbau:
Der Forschungsbau ist als feste schale aus Stein und Beton zu verstehen, als eine schützende Hand in der durch variable Elemente aus Holz dem Benutzer dessen Freiheit und dessen Anspruch auf Veränderbarkeit genüge getan wird. Dabei wird durch verschiedenartige Orte wie dem Atrium, der Loggien zu Wandelhalle, der Wandelhalle selbst, zugleich das Kolleg-Forum, Räume der Begegnung generiert, die eine stetige Interaktion mit der sozialen Umgebung begünstigt. Der Weg durch das Gebäude kann als ein städtisches Ablaufen gesehen werden, in dem unterschiedliche Arten von Plätzen nicht nur die einzelnen Funktion verbinden sondern auch einen Ort des sich Zusammenkommens, und des Austausches darstellen.
Wandelhalle:
Die Wahrnehmung beinhaltet stets Aktivität und Bewegung. Nicht umsonst sind die Peripatetiker in ihren Säulenhallen, den Stoen auf und abgegangen. Sie waren sich dessen bewusst, dass die Bewegung mit dem Geistigem, also dem Denken zusammenhängt. Diese Gestimmtheit vermittelt die Wandelhalle und als Funktion des Kolleg- Forums kann der Raum nicht nur als Marktplatz des Austausch von Wissen gedeutet werden, sondern auch als philosophische Manifestation, als Grenze zwischen Innen und Außen, zwischen Inklusion und Exklusion zwischen des Verstehen und nicht Verstehens.