Haus B II
Unsere Freunde sind immer für eine Überraschung gut: Eines Tages orderten sie uns nach Engen in die Altstadt, denn wir sollten uns in einer Gasse an der Altstadtmauer treffen. Wir standen vor einem 1-geschossigen 7 m breiten Schuppen, der von beiden Seiten von einem mehrgeschossigen Bestand eingespannt wurde. Sie eröffneten uns, den Schuppen erworben zu haben und aus ihrem beschaulichen Dorfidyll in die Stadt umsiedeln zu wollen.
Spannendes Terrain: Das Grundstück war 10 m tief, also insgesamt 70 qm in der Fläche – links und rechts der Bestand, hinten die alte Stadtmauer, vorne direkt die Gasse. Die besondere Herausforderung war die strenge Altstadtsatzung der Stadt Engen. Zudem mussten wir noch einen Stellplatz auf dem Grundstück nachweisen.
Historie trifft auf Moderne – das war unser Thema. Klar war, dass wir 2-geschossig mit Steildach bauen durften. Das Wohngeschoss legten wir, wie bei den historischen Gebäuden üblich, in die „Bell Etage“, untergeordnete Funktionen, wie Nebenräume – insbesondere den PKW Abstellplatz – auf die Eingangsebene. Ab dem 1.OG lösten wir das Gebäude in die einzelnen Funktionsbereiche bis unter das Dach auf. Die Übergänge sind horizontal wie vertikal offen, so dass das ganze Volumen des Hauses erlebt werden kann. Zudem eröffnet sich dem Bewohner eine atmosphärische Tageslichtführung von oben nach unten. Den Hauptaufenthaltsbereich formulierten wir offen über 2 Geschosse mit einer vollflächigen Verglasung über 6 m. Das Resultat: Luft, Raum und Licht.
Diese innere Offenheit war natürlich nicht auf die Außenfassade übertragbar, da diese das homogene Stadtbild Engens mit seiner kleinteiligen Lochfassaden-Abwicklung stören würde. So entschlossen wir uns, trotz beengter Verhältnisse, mit unserer verglasten Fassade um einen Meter von der Altstadtmauer nach innen zu rücken und die Altstadtmauer mit einer Vorhangfassade aus Sichtbeton im historischen Maßstab der Öffnungen weiter zu führen. Durch diese Anordnung konnte ein spannendes Zusammenspiel zwischen alt und neu hergestellt werden. Zusätzlich wird die Sicht in den Hegau, durch die weitergebaute Altstadtmauer und deren Öffnungen, in unterschiedliche Bildausschnitte gegliedert. Im Innenbereich wählten wir die einfache Materialität von Sichtbeton, Holz und Rohstahl.
Leider kam das Projekt nicht zustande, weil die veranschlagte Kostensituation das Budget gesprengt hätte, was mit vielen Details der speziellen Grundstückssituation zu tun hatte. Aber wir fanden dann in Gottmadingen eine gute Alternative, die auch zu einem guten Ergebnis führte (s.h. B III).